Freitag, 2. September 2011
Ankunft und erste Schritte
Hallo zusammen,

In diesem Blog werde ich etwas davon erzählen, was ich hier in China so erlebe. Ich weiß noch nicht, wie regelmäßig ich mich hier melden werde. Jedenfalls versuche ich, die interessantesten Dinge hier aufzuschreiben. Der erste Beitrag wird jedenfalls ein kleiner Roman, da inzwischen schon einige Tage vergangen sind!

Am letzten Freitag flog ich über Dubai nach Shanghai. Der Flug verlief zum Glück größtenteils glatt. Auf dem Dubaier Flughafen gab es wieder ein buntes Gemisch aus Arabern, Weißen, Schwarzen und Ostasiaten, das kannte ich ja schon von meiner ersten Chinareise … In Shanghai dann natürlich vor allem Chinesen! Ich musste mich erstmal daran gewöhnen, hier ziemlich anders auszusehen. Langsam verinnere ich es glaube ich …

Erst hatte ich vor, am Shanghaier Flughafen in der Nacht irgendwie „herumzulaufen“, denn ich kam erst kurz vor Mitternacht an. Als ich aber mehrfach auf teure Taxifahrten angesprochen wurde und eben auch sonst mit meinen blonden Haaren als Westler ziemlich auffiel, da außerdem der Flughafen langsam ziemlich tot aussah, habe ich mich doch noch für das nahe und billige Shanghai Xiangyuan Hotel entschieden. Dort gab es dann immerhin auch eine Dusche!



Am nächsten Morgen (den 28.) wurde ich dann mit einem Kleinbus zurück zum Flughafen gefahren, dann mit dem Transrapid (hier auch Maglev genannt) für umgerechnet 5 € in das Shanghaier Finanzviertel Pudong. Ja, ist schon ziemlich schnell, das Ding! (bis zu 300 km/h) Ich hatte mir den Zug insgesamt länger vorgestellt, aber anscheinend reicht es. In Shanghai erlebe ich erstmal ehrlich gesagt keine besonderen Überraschungen: Es ist eine Großstadt mit großen Häusern und vielen Chinesen ;-) Ich fahre dann relativ umständlich mit der U-Bahn und dann mit dem Zug weiter nach Hangzhou, allerdings zum dortigen Südbahnhof und nicht zum Hauptbahnhof, den ich noch von der letzten Reise kannte.



Ich habe keine Ahnung, wo ich bin, und suche erstmal nach einem Bus zu meiner Jugendherberge. Allerdings bilden sich hier immer wieder Trauben von gar nicht oder schlecht englisch redenden Taxifahrern um mich und ich lasse mich schließlich dummerweise zu einer Motorrad-Taxifahrt überreden. Es war nicht gerade gemütlich und es kam mir auch nicht besonders sicher vor, ich bin aber zum Glück heil angekommen … Dafür hat der Taxifahrer ein ziemlich gutes Geschäft gemacht, da es eine lange Fahrt war.



Die Jugendherberge liegt gleich am Westsee, eine totale Touristenattraktion, die in ganz China bekannt ist und als Inkarnation der klassischen chinesischen Schönheit gilt. Er ist auch ein Grund für mich (ein besonders großer), nach Hangzhou gegangen zu sein! Hier drumherum gibt es Tempel, Pavillons, in denen Chinesen traditionelle Musik spielen; an dessen Westseite gibt es außerdem Berge, auf denen der berühmte Drachenbrunnen-Tee angebaut wird (Longjing-Tee, auch einer der besten Chinas), an dessen Ost- und Nordseite ist die Innenstadt Hangzhous mit ihrer Skyline. Hangzhou selbst ist übrigens eine recht reiche, wirtschaftlich prosperierende Stadt im Jangtse-Delta nahe von Shanghai. Außerdem muss ich erwähnen, dass es hier recht heiß ist und vor allem eine hohe Luftfeuchtigkeit hat und im Sommer oft regnet. Im Winter soll es aber auch manchmal Schnee geben, wenn auch nicht oft.

Gut, genug über den Westsee geredet. Am Abend irre ich noch ein bisschen durch Hangzhou, sehe genau wie letztes Mal, wie Leute auf dem Wushan-Platz zu chinesischer Musik tanzen, ein wirklich toller Anblick, der bestimmt jedem von euch gefallen würde! Danach kam dann westliche Musik, das war nicht mehr so spannend. Ich gehe weiter in die Qinghefang Old Street, hier gibt es chinesische Flötenspieler, einen Spaßmacher, viele Läden mit brauchbaren und unbrauchbaren Gegenständen usw.





Am Montag den 29. besorge ich mir erstmal eine chinesische Handynummer – zum Glück fand ich eine englisch sprechende Dame in einem China Mobile-Laden. Bankabhebung funktioniert auch. Dann fahre ich noch eineinhalb Stunden Bus zum Zijingang-Campus der Zhejiang-Universität, wo ich leben werde. Auch die Zhejiang-Universität ist in China berühmt. Sie steht regelmäßig auf dem dritten Platz hinter den beiden großen Pekinger Universitäten im innerchinesischen Uni-Ranking. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann kommen (wenn nicht andere dunkle Wege reinspielen) hier nur die Schüler hin, die mit die allerbesten Ergebnisse bei der landesweiten Uni-Zulassungsprüfung hatten …



Leider bin ich hier etwa eine Stunde vom Westsee entfernt, aber was solls! Hier bekomme ich auch einen Schlüssel zu meinem Zimmer, ich lebe in einer 3er-WG mit 2 andern deutschen Studentinnen (in einem Hochhaus im 17. Stock mit tollem Blick und Balkon!), die auch mit mir an dem China Studies-Masterstudiengang teilnehmen werden. Ich weiß, dass ich hier sehr privilegiert lebe, da ich in einem Einzelzimmer bin, während all die chinesischen Studenten in 4er-Zimmern oder sogar teils zu sechst und zu acht im Zimmer leben (manchmal auch zu zweit). Dazu hat dieses internationale Studentenhochhaus, in dem ich lebe, vermutlich noch weitere Vorzüge, die ich noch nicht so genau kenne. Hier gibt es eine Klimaanlage mit Fernbedienung, dafür keine Heizung - letztere gibt es in China südlich des Gelben Flusses aus energiepolitischen Gründen anscheinend sehr selten, wie im Ausnahmefall eines Krankenhauses.





Am nächsten Tag hole ich erst alle meine Sachen aus der Jugendherberge in den Zijingang-Campus, und ich immatrikuliere mich auf dem Yuquan-Campus, der näher am Westsee liegt und das eigentliche Stammgelände der Zhejiang-Universität ist.

Inzwischen bin ich auch mit Internet versorgt. Gestern war ich mit andern Kommilitonen (es sind viele Italiener darunter, dazu Deutsche und ein paar US-Amerikaner, und mindestens eine Aserbaidschanin) beim "Quarantäne-Büro". Ich hatte in Deutschland für das Visum einen umfangreichen Gesundheitstest über mich ergehen lassen. Er wurde zum Glück auch akzeptiert, nur musste ich einen Extra-Bluttest zwecks Syphilis-Überprüfung machen. Außerdem gab es gestern Abend eine Eröffnungszeremonie für alle Masterstudenten und Doktoranden auf dem Yuquan-Campus mit Nationalhymne und (chinesischen) Reden.

Nah von hier gibt es eine Ess-Straße, wo ich sicher viele Abende verbringen werde! Ich weiß nicht, wie viele Studenten hier auf dem Campus leben, aber es sind sicher mindestens 10.000. Das war es erstmal, ich lasse wieder von mir hören ...