Am Samstag gab es eine Exkursion zum Anfang des Großen Kanals, auch Kaiserkanal genannt, der von Hangzhou über 1800 km nach Beijing läuft. Er ist damit der längste Kanal der Welt.
Er wurde unter der Sui-Dynastie, die China mal wieder einte, um 600 fertiggestelt. Mit der Zeit verfiel er, unter der mongolischen Yuan-Dynastie im 13. Jahrhundert wurde er erneut aufgepeppelt. Es wurde z.B. Getreide aus dem fruchtbaren Jangtse-Delta in die weit im Norden gelegene Hauptstadt Beijing gebracht. In neuester Zeit wurde er wieder renoviert, allerdings ist seine heutige wirtschaftliche Bedeutung wegen Zügen etc. mit der früheren nicht mehr vergleichbar.
Übrigens, nehmt nicht alles für bare Münze, was ich hier schreibe. Ich habe das alles irgendwo gehört oder gelesen, oft aber nicht nochmal nachgeprüft. Das meiste wird aber schon stimmen!
Hier besuchten wir ein Großer Kanal-, Fächer-, Messer- und Schwert-, Scheren- und ein Schirmmuseum. Ja, eine echte Anballung von Kultur!
Die meisten Museen in China verlangen seit 2006 aufgrund staatlicher Förderung keinen Eintritt mehr, so auch diese.
Am Abend gab es dann noch ein Treffen mit Sprachpartnern, und wie es aussieht, habe ich nun eine Sprachpartnerin, die seit einem Jahr deutsch lernt und es dafür schon ziemlich gut kann.
Letzten Sonntag gab es einen netten Empfang aller China Studies-Studenten durch die Professoren und Tutoren. Sie haben sich einzeln vorgestellt und danach gab es ein gemeinsames traditionelles chinesisches Essen, wirklich sehr nett! Beim Essen gab es mehrere Fischarten, Garnelen, Sushi, alles mögliche … es wurde immer und immer mehr aufgetischt.
Vorlesungen gibt es dieses Semester folgende (das allerdings nur 8 Wochen dauert, denn hier gibt es 4 „Semester“ pro Jahr): Chinesische Zivilisation ( Abriss der Geschichte und Kultur); Sozioökonomische Entwicklung in China; Chinesische Business-Studien; Interkulturelle Kommunikation in Theorie und Praxis; Übersicht über China (China Survey); Bildung, Reform und Geschlecht im China des frühen 20. Jahrhunderts; Sprachkurs.
Erst hatte ich das Gefühl, man würde da nicht sehr gefordert, das kann sich aber auch ändern, es war ja bis jetzt nur die erste Woche. Für den Sprachkurs gab es einen Einstufungstest, ich komme wohl in die 2. von 4 Stufen. Von den Wörtern her wird ich wohl unterfordert, von den Schriftzeichen her überfordert sein, da ich bis jetzt keine Schriftzeichen gelernt habe, sondern nur die lateinische Pinyin-Umschrift.
Am Freitag habe ich mich um meine Aufenthaltserlaubnis beworben. Es war ziemlich chaotisch. Ich bin mit ein paar Italienern zur Polizei gegangen und wir kamen gerade noch so vor der Mittagspause dran, wobei die Beamten 10 Minuten für uns überzogen hatten. Davor gab es schon andauernd Diskussionen und die Ankündigung, dass wir nicht mehr drankommen würden. Nur mich hatte die Beamtin im Computer nicht für meine Wohnung registriert gefunden. Also habe ich die Mittagspause über gewartet und Verantwortliche meines Studiengangs angerufen, dass sie am besten das „ss“ in meinem Nachnamen in das echte “ß“ umwandeln, wie es in meinem Pass steht. Irgendwie wird es daran gelegen haben, auch wenn mich das ganze verwirrt. Ich komme 30 Minuten früher zur Polizeistation, bevor sie nach der Mittagspause wieder aufmacht, und es stehen schon eine Menge Leute davor. Sobald die Türen aufgehen, drücken sich alle rein zur Nummernausgabe, doch das Papier geht alle, sodass alle weiter stürmen und eine Schlange bilden. Ein Aufpasser tut neues Papier rein, die Nummern werden weiter (etwas ungerecht) gezogen. Unterm Strich sind dann 80 Leute vor mir, ich warte zweieinhalb Stunden. Dann klappt es zum Glück irgendwie, in 8 Tagen kann ich mein Visum hoffentlich abholen. Die Rückfahrt dauert dann auch nochmal gut 3 Stunden durch den freitagabendlichen Berufsverkehr quer durch die Stadt, wobei ich nicht mal genau weiß, welche Busnummer ich wohin nehmen soll. An dem Abend gibt es besonders viel Verkehr, da viele Chinesen wegen dem Mondfest am Montag (ein Feiertag) zu ihren Familien fahren. Zwischendurch warte ich an einer überfüllten Busstation, und als der eine Bus kommt, auf den ich warte, ist er auch schon komplett überfüllt. Erst 40 Minuten später kommt der nächste und ich komme gerade so als der letzte in den eigentlich illegalen Ausgang rein, wo man nicht zahlt. Gut, am Ende hat zum Glück doch alles geklappt!
Vor ein paar Tagen probierte ich außerdem den Sichuan-Feuertopf: Erst wird Fleisch und Gemüse drin am Tisch gebraten, nach einer Weile tut man dann Wasser rein und kocht, was man sich so bestellt hat. Er kann ziemlich scharf sein, den gewünschten Schärfegrad kann man ankreuzen. (Sichuan ist berühmt für scharfes Essen, während die Gegend hier im Jangtse-Delta eher bekannt für süßes Essen ist.)
Und hier noch ein Bild vom Westsee:
