Umzug
confucius87 am 06. März 13
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Hefei, Fenghua, Letzte Tage
Erste wichtige Information: ich werde am 28.6., also sehr bald, nach München zurückkommen! Zweite wichtige Information: ich werde relativ bald wieder nach China verschwinden, und zwar nach Hefei.
Von 24.-27.5. war ich in Hefei. Hier werde ich, wenn alles glatt geht, ab in etwa drei Monaten an der University of Science and Technology of China (USTC) die Physik-Masterarbeit schreiben.

Nordtor des Ost-Campus der USTC

Auf dem Campus

In diesem Turm würde ich wohl die Arbeit anfertigen ;-)
Hefei ist die Hauptstadt der Provinz Anhui, gar nicht allzu weit weg von Hangzhou (mit dem Zug bzw. Bus etwa 5 Stunden; wenn aber im Oktober dieses Jahres die Schnellzugstrecke Hangzhou-Nanjing fertig werden sollte, dürfte sich die Fahrtzeit halbieren) In Nanjing, der Hauptstadt Jiangsus, ist man schon in 1 Stunde mit dem Schnellzug. Von Hefei werden noch nicht so viele Mitteleuropäer gehört haben, sogar einige Chinesen wissen nicht genau, wo diese Stadt liegt. Sie ist keine große Stadt wie Hangzhou oder sogar Shanghai, doch leben im Stadtgebiet immer noch etwa so viele Menschen wie in Berlin.
Anhui ist zwar sehr nah am prosperierenden Jangtse-Delta (Zhejiang, Jiangsu, Shanghai), doch um einiges ärmer als dieses. Wenn China behauptet, noch ein Entwicklungsland zu sein, dann dürfte das auf Anhui wohl noch mit am ehesten zutreffen. Eine chin. Studentin erzählte mir, dass sie als Kind glaubte, „Menschen aus Anhui“ (anhuiren, 安徽人) würde „arme Menschen“ bedeuten. In Hefei sah ich zum ersten Mal in chinesischen Großstädten mehrere kaputte unbewohnte Häuser; außerdem sah ich nie so viele Bettler wie dort in der Innenstadt (allerdings ist es in anderen Weltgegenden sicher noch um einige Größenordnungen krasser). Ich finde es auf der anderen Seite aber auch interessant, etwas weiter von der prosperierenden Küstenregion und weiter im Inland zu leben, da das ja noch einmal eine andere Seite Chinas darstellt. Ich hoffe, meine Beschreibungen hören sich nicht zu negativ an; Hefei ist natürlich reich im Vergleich zum Umland und es dürfte auch wie die allermeisten Orte in China sehr sicher sein (sicherer als so einige US-amerikanische Großstädte?). Hier sind die Leute noch weniger an Ausländer gewohnt als in Hangzhou, man wird öfters angestarrt. Und ich habe das Gefühl, dass die Taxifahrer hier noch gesprächiger sind als in Hangzhou (und auf deren Ausweisen außerdem nicht so verbrecherisch aussehen), das kann aber auch nur ein selektiver Eindruck sein!

Fußgängerzone

Ein See in der Innenstadt, mit alt aussehendem Gebäude und Vergnügungspark daneben
Wir hatten nun die Verteidigungen unserer Masterarbeiten und ein Abschiedsessen mit den Professoren/Organisatoren. Es gab eine Abschiedsshow der Sprach-Studenten (hier Englisch, Deutsch, Französisch und Japanisch), bei der einiges geboten war! Außerdem liefen hier in der letzten Zeit auch viele Absolventen mit ihren Absolventen-Roben herum, die einander andauernd fotografierten. (sozusagen das Ende im Vergleich zum – ich erinnere daran – Training in Militäruniformen beim Studienbeginn)
Ich hab mich öfters mit „Chinesisch als Fremdsprache“-Studentinnen getroffen, die mir vor allem Essen und nette Sprüche (wie z.B. Chengyu = Redewendungen bestehend aus meist 4 Schriftzeichen/Silben, zu denen es jeweils alte Geschichten gibt) beigebracht haben; z.B. aß Zhu Yuanzhang, der Gründer der Ming-Dynastie aus dem 14. Jahrhundert, gerne den „Drei-Gelb-Fisch“ aus Taizhou. Oder man sagt etwa „Ich bin beim Sojasauce kaufen“ und man meint „Das geht mich nichts an“. Oder wenn ein Mann von seiner Frau betrogen wird, dann trägt er eine „grüne Mütze“, etc. …
Eine dieser Studentinnen besuchte ich auch vor kurzem in ihrer Heimatstadt Fenghua (mit dem Bus etwas mehr als 2 Stunden, allerdings braucht man von meinem Campus zur Busstation in Hangzhou auch nochmal 2 Stunden mit dem Bus oder 1 Stunde mit dem Taxi), die zum Verwaltungsgebiet von Ningbo (auch Provinz Zhejiang) gehört. Hier haben wir uns erst einmal einen Tempel angeschaut. Ich bin inzwischen etwas gelangweilt von Tempeln, muss aber sagen, dass dieser besonders schön war, da es gerade regnete, es somit frische Farben gab und er auf einem Berg mit Wolkenfetzen war; außerdem gab es eine große goldene, wenn auch moderne (also nicht historische) Buddha-Statue. Seht selbst:
Aus Xikou, einem Teil von Fenghua, kommt außerdem Chiang Kai-shek (Jiang Jieshi), seit etwa 1925 führender Kopf der Republik China und Unterlegener im Bürgerkrieg gegen die Kommunisten 1945-1949 nach der Vertreibung der Japaner aus China, woraufhin die Republik China nur noch auf Taiwan weiterlebte. Er starb ein Jahr vor seinem Erzfeind Mao Zedong im Jahr 1975.

Lebende Frösche im Supermarkt zum Verkauf

Lebende Schildkröten im Supermarkt zum Verkauf
Das war es dann erst einmal mit dem Blog, ich hoffe, es war interessant!
confucius87 am 24. Juni 12
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International Day, Masterarbeit, Nordost-Hangzhou, Reise
Tut mir leid für die lange Funkstille. Hier also wieder ein paar Sachen, die ich so erlebt habe. Eine Version der Masterarbeit habe ich abgegeben, nun versuche ich, Chinesisch zu lernen … Ein paar Leute habe ich, die mir Chinesisch beibringen wollen/können. Und ich habe den HSK3-Test bestanden, den ich am 18.3. gemacht hatte.
1) Hangzhou International Day
Am Mi dem 26.4. war der Hangzhou International Day. Die Regierung von Hangzhou hat es mal wieder ziemlich krachen lassen und lud dafür diverse in und um Hangzhou lebende Ausländer dazu ein, sich mit einem Reisebus herumkutschieren (es waren insgesamt etwa 10 Busse), zum Essen einladen zu lassen, Hangzhou allgemein besser kennenzulernen und Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Das Mittagessen bestand hauptsächlich aus Fleisch. Vor dem Eingang des Restaurants hatten sich auch Chinesen traditionell angezogen, um uns zu empfangen. Dann waren da noch zwei, die Liangzhu nachgesungen haben, abgesehen vom Hintergrund in etwa so:
http://v.youku.com/v_show/id_XOTEwMDc2NzY=.html Dann sahen wir z.B. eine Wohnsiedlung in Hangzhou, wo eine kleine Shaoxing-Oper (auch: Yue-Oper; das ist ein Stil der chinesischen Oper, andere sind etwa die Beijing-Oper oder die Sichuan-Oper) vorgespielt wurde – ja, tatsächlich! Ein Beziehungsstreit, allerdings nur etwa 10 Minuten lang und sowohl die Musik als auch der Gesang waren Playback. Und ich habe gehört, dass es diese Oper nur einmal im Jahr dort in der Siedlung gibt, und nur für die Ausländer. So etwas soll es dort in der Nähe auch im ehemaligen Haus eines reichen Händlers aus dem 19. Jahrhundert geben, allerdings auch eher show-mäßig und nicht „echt“ wie vor 100 Jahren. Wie auch immer, in dieser Wohnsiedlung war es sehr nett, es waren viele Chinesen da – darunter viele ältere Leute, aber nicht nur –, wir konnten scharfen Fisch und Pfannkuchen probieren, haben eine eingewickelte chinesische Medizin gegen Mücken bekommen, uns mit den Leuten unterhalten ….. Am Abend gab es dann noch eine Einladung zur „Impressions of the Westlake“-Show, die u.a. von Zhang Yimou konzipiert wurde und bei der eine Hangzhouer Liebesgeschichte nachgespielt wird. Dabei sitzt man draußen und das Ganze spielt auf einem abgegrenzten Teil des Westsees, hier gibt es Bilder:
http://randymiller.com/portfolio/impression-west-lake/ http://www.flickr.com/photos/bukakke/sets/72157624404780008/with/4754559788/ Sie war zwischendurch ziemlich beeindruckend und wunderschön. Dabei gab es z.B. auch Trommler, ähnlich zu denen am Anfang der Beijing-Olympiade-Eröffnungsshow.
2) Masterarbeit
Am letzten Mi den 2.5. habe ich meine Masterarbeit für einen „anonymous review“ abgegeben, d.h. sie wird nun von Professoren anderer Universitäten darauf hin überprüft, ob sie würdig ist, später verteidigt zu werden, und es werden Verbesserungsvorschläge gemacht. Ich hatte mein Thema gewechselt, d.h. ich schrieb nun nicht über Windenergie in China, sondern über den Transfer von Kanonenbau-Technologie von Europa nach China von der Ankunft der Europäer auf dem Seeweg im frühen 16. Jahrhundert bis zur Einverleibung Taiwans in Qing-China 1683. Eigentlich schrieb ich aber auch über den Ursprung von Schießpulver und Feuerwaffen in Song-China (10.-13. Jahrhundert), über die Geschichte von Feuerwaffen allgemein und darüber, wie die Jesuiten den Transfer des (häretischen) Heliozentrismus nach China unterließen (obwohl sie den chinesischen Kalender im 17. Jahrhundert, basierend auf dem ptolemäischen Weltbild, reformierten) – als ein anderes Beispiel von Wissensaustausch im 16. und 17. Jahrhundert. Die Chinesen konnten im 17. Jahrhundert aber z.B. noch besseres Gusseisen herstellen und sie hatten eine entwickeltere Landwirtschaft. Mal sehen, was die Reviewer dazu meinen werden. Der Grundgedanke ist der, dass Europa ab etwa 1500 bessere Kanonen besaß, diese aber nicht sehr viel besser als z.B. die chinesischen waren, da China die europäischen Neuentwicklungen während dieser Zeit auch eifrig übernommen hat, was sicher auch mit dem Ming-Qing-Übergang zu tun hat, der, wenn man so will, in der Zeit 1618-1683 stattgefunden hat (der richtige Dynastienwechsel war dann 1644). Es gibt Schätzungen, dass während dieser Zeit die Bevölkerung Chinas wegen Krieg, Hunger und Seuchen zeitweise um 40% im Vergleich zu der Bevölkerung von 1600 zurückging. Ähnliches passierte auch bei dem Yuan-Ming- (14. Jahrhundert) und bei dem wohl noch katastrophaleren Song-Yuan-Übergang (13. Jahrhundert).
3) Nordost-Hangzhou
Am Mi den 2.5. bin ich mit dem Fahrrad durch das mysteriöse Nordost-Hangzhou gefahren. Mysteriös deshalb, weil ich davor noch nie dort war. Es gibt glaube ich nicht viele Gründe, dorthin zu fahren. Mein Campus liegt in Nordwest-Hangzhou, und alle interessanten/bekannten Sachen sind in der Innenstadt östlich und nördlich des Westsees oder insgesamt um den Westsee herum. Über Nordost-Hangzhou hatte ich aber noch nichts Besonderes gehört. Also mache ich mich auf die Reise ins wirkliche Leben, mal raus aus dem Campus mit Micky Maus-Atmosphäre, wo alles ziemlich geordnet und sauber ist. Letztendlich habe ich dort zwei Viertel gefunden, die engere Straßen haben, wo es teilweise ziemlich wuselt, mit Grillständen, Kleidungsständen, vielen kleinen Restaurants, usw. usf. Diese Viertel sind um einiges interessanter als die breiten Straßen und die immer gleichen großen Häuserblocks mit Hochhäusern und darunter gefühlten 1/3 Baustellen, wo wieder neue Hochhäuser ähnlich dem meinen gebaut werden. Ansonsten wird gerade eine Schnellzug-Strecke von Hangzhou aus in Richtung Norden nach Nanjing gebaut, wie sie in den Nordosten nach Shanghai z.B. seit Oktober 2010 existiert. Und es gibt im Norden den „Halben Berg“, ein Park/Gebiet darum wurde erst 2011 eröffnet.
[Am Fr den 4.5. war ich außerdem mit einem Freund im ebenso vor kurzem eröffneten Liangzhu Culture Museum, auch im Norden Hangzhous. Die Liangzhu-Kultur (liángzhǔ, 良渚) – nicht zu verwechseln mit der Liangzhu-Liebesgeschichte! (liángzhù, 梁祝) – ist das, was im Jangtse-Delta vor etwa 3000 Jahren passierte, mit Jade-Kunstgegenständen usw. Das Museum war ungefähr ähnlich dem Jinsha Site Museum in Chengdu, das den Shu-Staat in Sichuan vor etwa 3000 Jahren darstellt, wenn auch nicht ganz so groß.]
Und zum Abschluss noch ein paar Bilder davon, was ich mit meinem Besuch so alles gesehen/erlebt habe :-)

Longjing-Tee (Drachenbrunnen-Tee), der berühmte Tee Hangzhous

Hier kommt der Tee her

Vom Grillstand

Ein super Hot Pot-Restaurant

Hot Pot/Feuertopf

Chili, Ingwer, Knoblauch und ein bisschen Fleisch

Das Aufhängen dieser Bänder soll Glück bringen

Das Dujiangyan-Bewässerungssystem in Sichuan. Es wurde vor etwa 2250 Jahren, kurz vor der ersten Einigung Chinas, von Li Bing erbaut, und ist zusammen mit modernen Erweiterungen auch heute noch in Betrieb. Es dient dazu, Fluten zu verhindern und die Bewässerung allgemein zu kontrollieren und trägt damit auch zur Fruchtbarkeit Sichuans bei.

In der alt aussehenden Stadt Huanglongxi (Gelber-Drachen-Bach)

Guilins Karstberge I

Guilins Karstberge II

Geigenspieler

Katze

Affe

Drachen, oder so etwas Ähnliches

Reisfelder I

Reisfelder II

Reisfelder III
confucius87 am 06. Mai 12
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Liang Zhu, Olympiade, Yue Fei, …
Mal wieder ein Eintrag …
Ich habe mein Masterarbeits-Thema geändert. Nun schreibe ich nicht mehr über Windenergie in China, sondern etwas über den wissenschaftlich-technologischen Austausch zwischen China und Europa in der frühen Neuzeit. Mehr dazu auch ein andermal im Blog.
In Hangzhou hatte es im Winter mehrere Wochen lang öfters einen leichten Dauerregen gehabt. Es regnet zwar auch im Sommer viel, angeblich soll dieser aber konzentrierter stark fallen und nicht andauernd. Nun habe ich außer der Masterarbeit nur noch Chinesisch-Unterricht, nun glücklicherweise 2x pro Woche und nicht nur 1x. Im Semester davor war ich im mittleren Kurs, nun wird dieser aber nicht mehr angeboten, da in ihm nur 4 Studenten waren. Nun bin ich mit fast nur Italienern zusammen im höheren von zweien. Unsere Lehrerin ist eine 22-jährige (natürlich chinesische) Studentin, sie ist damit lustigerweise jünger als wir alle, und sie macht den Unterricht wirklich super.
Im „Ostgebäude“, in dem ich öfters lerne und das sonst eigentlich durch Hässlichkeit und kaputte Klimaanlagen auffällt (ich mag es aber trotzdem), wird um 10:30 abends das Lied zu Liang Zhu gespielt, um den Studenten zu sagen, dass sie nach Hause gehen sollen:
http://v.youku.com/v_show/id_XMzYwODIyODg=.html Die Bibliothek z.B. macht schon um 9:30 zu, und um 11 Uhr wird in den Wohnheimen der Undergraduates/Bachelor-Studenten der Strom abgestellt – ich habe ihn aber die ganze Nacht. [Noch mehr zum Leben hier: es gibt öfters Automaten, wo man sich kostenlos heißes Wasser holen kann, auf dem Campus, an Bahnhöfen, in Zügen …] Liang Zhu (auch: Schmetterlings-Gebliebte) ist das chinesische „Romeo und Julia“, eine Liebesgeschichte zwischen Liang Shanbo (männlich) und Zhu Yingtai (weiblich) und sie soll sich – natürlich – in Hangzhou zugetragen haben.
Sie geht so: Zhu Yingtai will studieren. Da sie aber weiblich ist, muss sie sich als Junge verkleiden, um in Hangzhou studieren zu können. Dort lernt sie Liang Shanbo kennen, sie lernen oft miteinander und unternehmen sonstige Sachen und so verliebt sie sich in ihn. Auch Liang mag Zhu gerne, aber seiner Ansicht nach ist sie ja ein Junge. Zhu muss dann aber nach drei Jahren nach Hause zurückgehen und versucht, Liang durch Hinweise klar zu machen, dass sie eigentlich eine Frau ist – er kapiert es aber nicht. Sie erzählt ihm noch, dass er sie besuchen soll, um in ihrer Heimat ihre Schwester zu heiraten – in der Hoffnung, dass sie dann dort irgendwie zusammenkommen können. Monate später besucht Liang Zhu und er bemerkt, dass sie eine Frau ist, und sie sind glücklich und unsterblich ineinander verliebt zusammen. Aber er ist etwas spät dran, denn inzwischen haben Zhus Eltern schon eine Heirat für sie organisiert. Liang ist da sehr niedergeschlagen, wird krank und stirbt bald. Am Tag der Heirat von Zhu und ihrem arrangierten Ehemann besucht sie Liangs Grab. Sie ist sehr verzweifelt und auf einmal öffnet sich das Grab – Zhu stürzt sich sofort hinein. Ihre Geister verwandeln sich dann in zwei Schmetterlinge, die vom Grab fortfliegen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute …
Hier noch ein anderes schönes und bekanntes Lied namens Tibet-Qinghai-Hochebene:
http://v.youku.com/v_show/id_XOTMwMTA3MTY=.html
Und noch ein sehr bekannter Klassiker (eig. aus Taiwan):
http://v.youku.com/v_show/id_XMjA5NTU5Mjg0.html
Und die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 2008 in Beijing:
http://v.youku.com/v_show/id_XMTAzODE3ODgw.html Der Affe, das Schwein etc. am Anfang sind – davon gehe ich mal aus – aus dem berühmten Ming-Roman „Die Reise nach Westen“, die die Geschichte des (echten historischen) Mönches Xuanzang mit seinen (mythischen) Begleitern erzählt, der im 7. Jh. n.Chr. nach Indien reiste, um buddhistische Schriften nach China zu holen und zu übersetzen. Dazu gibt es auch Verfilmungen und alles, diese Geschichte ist ziemlich bekannt. (von Minute 1 bis Minute 11:30 kommt dann Gelaber, dann ist die eigentliche Zeremonie bis Minute 84, dann der Einmarsch der Athleten, ab Minute 238 gibt es dann noch Fahne hissen und das Entzünden des Olympischen Feuers)
Hier noch ein interessanter Link zu dem sog. Süd-Nord-Wassertransferprojekt, das Wasser aus dem Jangtse in Zentralchina in den von Wassermangel geplagten Norden führen soll:
http://faz-community.faz.net/blogs/asien/archive/2012/02/09/wasser-marsch-in-china-zu-besuch-beim-groessten-bauprojekt-der-welt-und-den-bauern-die-ihm-weichen-muessen.aspx
Nun noch ein Bilderterror. Tut mir Leid, sollte ich euch neidisch machen …

Bester Blick auf Shanghai 1

Bester Blick auf Shanghai 2

Bester Blick auf Shanghai 3

Das an den Spießen ist Tanghulu = kandierte Früchte wie Hagebutten oder Erdbeeren

Ein schöner Tee

Der Wasseranteil auf diesem Bild ist ziemlich authentisch für Hangzhou … na ja, nicht immer ;-)

Mein Mittagessen … hm Spaß

Großer Mann

Kleiner Mann

Yue Fei, ein aus Henan stammender Feldherr im 11. Jahrhundert. Er wollte sich nicht damit zufrieden geben, dass die Jurchen Nordchina und damit auch seine Heimat erobern, und weiter gegen sie kämpfen, während der Kaiser in Hangzhou eine Appeasement-Politik betreiben wollte. Er mochte sehr gerne Tofu. Angeblich soll er durch eine Hofintrige mit vergiftetem Tofu umgebracht worden sein, es gibt aber wohl mehrere Versionen. Heute ist er ein Nationalheld

Das Grab von Yue Fei

Leckerer Westsee-Fisch

Night of the West Lake

Buddha glücklich in der Felswand

Eine zufriedene Löwenfamilie
confucius87 am 16. März 12
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Yueyang, Wuhan, Nanjing
Das ist nun ein etwas längerer Eintrag …
1. Yueyang
In den Semesterferien bin ich zuerst nach Yueyang in Nord-Hunan gefahren, um einen Freund zu besuchen, den ich vor zwei Jahren in Xian kennenlernte und der mich anlässlich des chin. Neujahrsfests zu sich und seiner Familie einlud. Ich wurde sehr nett aufgenommen. Seine Eltern schenkten mir z.B. erst einmal eine Zigarettenschachtel, die, wie sich später herausstellte, ziemlich teuer war (etwa 15 €) und als Statussymbol gilt, was natürlich nicht nötig gewesen wäre. Ich durfte auch bei dem Klassentreffen seines Vaters dabei sein an dem vorläufig größten runden Tisch, an dem ich jemals saß, mit 20 Leuten und sich automatisch drehender Mittelscheibe, auf dem die Gerichte stehen.
Diese Klasse nahm am ersten Gaokao („Hohe Prüfung“, die zentrale Universitäts-Zulassungsprüfung) nach der Kulturrevolution 1977 teil, wodurch sie es aufgrund der besonders vielen Prüflinge besonders schwer hatte. Die Schüler in China werden heute jahrelang für diese eine gefürchtete Prüfung getrimmt, denn sie entscheidet auch darüber, auf was für eine gute Universität man gehen kann. Ein chin. Student aus der Provinz Henan (mit einer Bevölkerung von 94 Millionen, mehr als in Deutschland) erzählte mir, dass jedes Jahr etwa 1.000.000 Schüler in Henan den Gaokao machen. Von diesen können etwa 40.000 (4%) zu den erstklassigen Universitäten gehen (es gibt 3 Klassen), zu denen die Zhejiang-Universität gehört und zu der jedes Jahr 3-4.000 Schüler aus Henan gehen (ich habe es aber wohl falsch im Kopf, denn 300-400 passen besser). Mit dieser Prüfung ist also sehr viel Druck verbunden. Es ist in der Schule z.B. auch üblich, eine Rangliste der Schüler mit ihren Noten zu erstellen und diese öffentlich auszuhängen.
Yueyang ist an dem Ort, an dem der Dongting-See in den Jangtse „mündet“. Der Dongting-See ist einer der größten Seen Chinas und Namensgeber der Provinzen Hunan (Südlich des Sees) and Hubei (Nördlich des Sees). Aufgrund der militärischen Bedeutung dieses Orts gibt es den Yueyang-Turm. Er ist heute natürlich eine moderne Nachbaut und die Geschichte dahinter ist wohl interessanter als das Gebäude selbst. Ein berühmter Spruch aus einem Gedicht zum Turm des Song-Dichters Fan Zhongyan ist etwa: „Sich die Sorgen der Welt als Erster zu eigen machen - ihre Freuden als Letzter genießen!“
Dann fuhren wir nach Huarong, eine „kleine“ Stadt im Verwaltungsgebiet von Yueyang. Sie kam mir dennoch größer vor als Heidelberg. Hier leben nach Wikipedia-Informationen etwa 2-3 Ausländer (die bekannte Spezies der Englisch-Lehrer) und das glaube ich sofort. Es war auch der „chinesischste“ Ort, den ich bis jetzt gesehen habe. Es gibt keinen echten Grund, dorthin zu fahren, außer man kennt dort Leute. An vielen Mauern/Wänden waren Handynummern von Handwerkern o.ä. zu sehen, was eigentlich verboten ist, aber trotzdem jeder macht. Huarong hat sich in den letzten Jahren stark verändert, Yueyang noch mehr. Auch hier gibt es viele Baustellen und viel mehr Autos als früher – und weniger Fahrradfahrer, auch da es zu gefährlich geworden ist.
Ich war bei zahlreichen Essen mit der Familie dabei, es war sehr nett. Hier in Zentral-/Zentralsüdchina isst man schärfer als bei mir im Jangtse-Delta, das gefällt mir. Es gibt z.B. leckeren „scharfen Rettich“, den man überall dazu essen kann, Fisch aus dem Dongting-See usw., es gab Baijiu (das 50-60%-Teufelszeug, das ich aber auch gern hab) … Am Abend haben wir Jüngeren herumgeböllert, die Älteren haben Karten gespielt … Da es hier keine echten Heizungen gibt, ist es üblich, die Füße auf einen niedrigen Tisch mit Holzgitter zu legen, unter dem eine kleine elektrische Heizung ist, und eine Decke über die Beine zu legen. Außer beim Schlafen hab ich fast immer meine Jacke angehabt.
2. Wuhan
Dann fuhr ich nach Wuhan, die Hauptstadt Hubeis nicht weit im Norden von Yueyang. Ich nahm den Hochgeschwindigkeitszug, einen Teil der Strecke Wuhan-Guangzhou, die im Dezember 2009 in Betrieb genommen wurde. Die Geschwindigkeit ist bis zu 350 km/h und China scheint für sich damit in Anspruch zu nehmen, den schnellsten Zug der Welt zu besitzen. Eine Schnellzug-Verlängerung Wuhan-Beijing soll 2012 folgen.

Der ebenfalls im Dezember 2009 eröffnete Wuhan-Bahnhof. Er ist neben Wuchang, Hankou und Hanyang nun der vierte große Bahnhof Wuhans
Inmitten der grauen, großen, lauten (ich mag sie trotzdem, z.B. wegen reganmian = heiße trockene Nudeln, die man zum Frühstück heißt, auch gerne scharf) Stadt Wuhan steht ihr Wahrzeichen, der berühmte Gelber-Kranich-Turm (natürlich wieder aufgebaut in den 1980ern), ähnlich dem Yueyang-Turm, nur größer.
Wuhans erste Brücke über den Jangtse in der Geschichte wurde 1957 gebaut; sie war bis 1995 die einzige. Seit 2008 besitzt Wuhan auch einen Tunnel unter dem Jangtse. Der Brücke (wie vielen anderem auch) widmete Mao Zedong auch ein Gedicht, das Schüler zumindest in Wuhan in der Schule lernen. Damit wurde eine direkte Eisenbahnfahrt von Guangzhou nach Beijing möglich. Der Name Wuhan wird übrigens erst seit 1927 verwendet. Die Stadt bestand ursprünglich aus den drei Städten Wuchang (östlich des Jangtses), Hankou (nördlich der Mündung des Han-Flusses in den Jangtse) und Hanyang (südlich der Mündung des Han-Flusses in den Jangtse). Um diese Zeit war Wuhan auch ungefähr für ein Jahr die Hauptstadt der Republik China (davor Guangzhou, danach Nanjing).

Erste Brücke

Daraus wurde vor etwa 2500 Jahren Wein getrunken

Und mit diesem Glockenspiel wurde Musik gemacht

Ein taoistischer Tempel

In der Innenstadt

Stadtszene
Wuhan ist außerdem für den Wuchang-Aufstand 1911 bekannt, der die Revolution auslöste und die Jahrtausende alte Tradition des Kaiserreichs wegblies.

Statue von Sun Yat-sen am Ausbruchsort der Revolution
Dann fuhr ich noch ins nah gelegene Chibi. Hier gab es am Ende der Han-Dynastie im Winter 208/9 eine Schlacht zwischen Cao Cao auf der einen Seite und Liu Bei und Sun Quan auf der anderen Seite. Am Ende der Han-Dynastie war die Zentralgewalt machtlos. Cao Cao hatte Nordchina mit der wichtigen Zentralchinesischen Ebene, dem eigentlichen Ursprungsort der chinesischen Zivilisation (in Henan und teils Hebei, Shanxi, Shandong), unter seine Kontrolle gebracht und wollte auch die Gebiete der anderen Warlords dieser Zeit in sein Reich einverleiben. Davor müsste er natürlich den Jangtse nach Süden hin überqueren und es kam zu einer Fluss-Schlacht (hauptsächlich). Er gilt in der Literatur als verschlagen und ihm wird etwa im berühmten Roman „Die Geschichte der Drei Reiche“ der Spruch zugesagt: „Ich möchte lieber andere betrügen, als dass andere mich betrügen.“ Doch er scheiterte und die drei Warlords gründeten drei Dynastien: Wei in Nordchina (von Cao Cao, Hauptstadt Luoyang), Shu [Han] in Südwestchina (von Liu Bei, Hauptstadt Chengdu) und [Sun] Wu in Südostchina (von Sun Quan). Die Zeit der drei Reiche begann.

Ich mit den Chibi-Schriftzeichen

Aufgebaute Burg für Chibi. Übrigens sind hier gemäß einer Ortskundigen nur die 2 Chibi-Schriftzeichen und ein paar Bäume wirklich alt – der Rest natürlich extrem neu. Vor 2 Jahren kostete der Eintritt zu dem Gelände noch 20 Yuan, im letzten Mai 60 Yuan und ich zahlte schon 150 Yuan. Zwei Tage vor mir wäre der Eintritt aufgrund des Geburtstags irgendeiner Gottheit (ich habe es nicht so genau verstanden) kostenlos gewesen

Chibi Kampf

Chibi Grill
Übrigens ist der genaue Ort der Schlacht von Chibi umstritten. Ich war beim sog. „militärischen Chibi“, bei dem die Schriftzeichen sind, deren Authentizität allerdings auch angezweifelt wird. Dann gibt es noch das „kulturelle Chibi“, über das der Song-Dichter Su Dongpo einmal dichtete, und noch weitere Orte … Das sog. „militärische Chibi“ hieß bis 1998 Puqi und benannte sich dann in „Chibi-Stadt“ um, um seinen historischen Anspruch zu unterstreichen (und vermutlich um Geld etc. zu verdienen). Außerdem befinden sich die Schriftzeichen in der Chibi-Gemeinde, die von Chibi-Stadt verwaltet wird, aber eben nicht genau in der Stadt ist. Hätte ich nicht jemanden getroffen, der vorher dort war, hätte ich den Weg wohl nicht gefunden …
3. Nanjing
Dann ging es nach Nanjing am Unterlauf des Jangtse, nicht allzu weit von Shanghai und Hangzhou. Ein Argument unter anderen dafür war, dass für das Laternenfest am 6.2. (und die Tage davor) einiges geboten war:

Drachen in Innenstadt

Nanjing Fest 1

Nanjing Fest 2

Polizeiaufgebot
Im Winter 1937/38 verübten die Japaner hier das sog. Nanjing-Massaker, bei dem eventuell 300.000 Chinesen starben und mindestens 20.000 Frauen zwischen 11 und 76 Jahren vergewaltigt wurden und das zu den größten Verbrechen in der Menschheitsgeschichte gehört. Nanjing war damals die Hauptstadt der Republik China (danach wurde sie ins ferne Chongqing in Westchina verlegt). Die Japaner schienen das nach dem Motto gemacht zu haben: „Wagt es nicht, uns anzugreifen, denn seht, zu was wir in der Lage sind.“ Die Japaner wollten tatsächlich auch nur den Ostteil Chinas und nicht ganz China erobern bzw. unter ihren Einfluss bringen. Die Nachrichten über das Massaker befeuerten aber natürlich den Hass der Chinesen auf die Japaner. 1945 wurden sie bekanntlich vertrieben.
Einige Chinesen wurden von dem Deutschen John Rabe („Schindler des Ostens“) und anderen Ausländern gerettet, die eine internationale Schutzzone errichteten.
In Nanjing gibt es am Purpur-Gold-Berg außerdem das Mausoleum von Sun Yat-sen, dem zentralen Kopf der Revolution von 1911. Und zudem das Grab von Zhu Yuanzhang, der die Chinesen von der Mongolenherrschaft befreite und 1368 die Ming-Dynastie gründete (Regierungsname Hongwu, posthumer Name Taizu). Er war ursprünglich ein einfacher Bauerssohn (und außerdem für seine Hässlichkeit bekannt).
Das war es, ich hoffe, ihr fandet es interessant.
confucius87 am 16. Februar 12
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Exodus/Chunyun, Hukou-System
Seit etwa So den 15.1. ist es auf dem Zijingang-Campus ziemlich einsam. Die allermeisten Studenten sind nun in den Semesterferien und für das chinesische Neujahrsfest/Frühlingsfest nach Hause gefahren. Das Neujahrsfest ist in der Nacht vom 22.1. auf den 23.1., also nächste Nacht. Das genaue Datum des Fests ist von einem Mondkalender abhängig und damit etwas variabel. Die Feierlichkeiten gehen zwei Wochen lang bis zum Laternenfest am 6.2. Es ist das größte jährliche Fest in China und in seiner Bedeutung mit dem christlichen Weihnachten vergleichbar.
Das Jahr des Hasen geht zu Ende und 2012 ist das Jahr des (Wasser-)Drachens. In Jahren des Drachens soll es grundsätzliche Änderungen geben. Kinder, die in Drachen-Jahren geboren wurden, gelten als besonders beliebt bei (darauf achtenden) Eltern. So gab es zumindest in Taiwan und Hongkong mehr Geburten in den letzten Drachen-Jahren (Knicke nach oben in der dort ansonsten fallenden Geburtenrate). Das Gegenteil davon sind Tiger-Kinder (zu denen ich leider gehöre). Sie gelten als Autoritäts-anzweifelnd und verursachen dadurch Ärger für sich und ihre Familie. In Taiwan zumindest wurden in den letzten Tiger-Jahren weniger Kinder als sonst geboren. Übrigens gibt es in der PRC auch besonders viele Geburten im Herbst, also 9 Monate nach dem Frühlingsfest.
Übrigens gibt das Jahreszeichen nach der chinesischen Astrologie aber nur Aufschluss darüber, wie man von anderen gesehen wird. Aufschluss darüber, wie man wirklich ist, gibt das Tageszeichen. Es gibt insgesamt 4 Tierzeichen, die einer Person zugeordnet worden (nach Jahr, Monat, Tag und Stunde).
Heute Abend gibt es schon mehr Feuerwerk als sonst. Morgen wird dann wohl die Hölle los sein. In meinem Wohngebiet wurden nun auch rote Lampions aufgehängt (die es hier aber auch sonst oft gibt). Ich werde nachmittags mit anderen da gebliebenen Studenten (und darunter natürlich besonders vielen Ausländern) in der Mensa essen.
Viele kleine Läden in Hangzhou sind nun auch geschlossen. Und die Ess-Straße gleich neben dem Campus ist auch wie ausgestorben. Die meisten Wanderarbeiter, die dort arbeiten, sind nun auch in ihre Heimat heimgefahren. Nach dem, was ich mir bis jetzt zusammengereimt habe (was vielleicht auch nicht richtig ist), leben im offiziellen Verwaltungsgebiet der Stadt Hangzhou ungefähr 7 Millionen Menschen. Dieses Gebiet schließt aber auch ländliche Gebiete und andere Städte mit ein. In der Stadt Hangzhou selbst sind wohl 1,9 Millionen Menschen registriert. Dazu kommen in der Stadt etwa mindestens 1 Million Wanderarbeiter, die hier nicht registriert sind und wegen besseren Arbeitsbedingungen aus anderen Gebieten Chinas hierherkommen und von denen die allermeisten nun zu Hause zu ihren Familien gefahren sein müssten.
Und da sind wir auch beim Thema Chunyun (übersetzt ca.: Frühlings-Bewegung). So nennt man das stark gesteigerte Verkehrsaufkommen rund um das Frühlingsfest. Es ist aufgrund der vielen Wanderarbeiter (130 Millionen in China o.ä.; vor allem im Perlfluss-Delta im Südosten und im Jangtse-Delta hier im Osten, dazu Peking etc.), Studenten, den Familienbesuchen und Reisen i.A. die größte jährliche menschliche Wanderungsbewegung der Welt. Dieses Jahr (nachdem es für das Frühlingsfest 2011 bereits in Guangzhou getestet wurde) wurde eingeführt, dass der Name eines Passagiers auf einem Zugticket stehen muss (offiziell, damit verhindert wird, dass man die Tickets weiterverkauft; und evtl. nur für Schnellzüge, da bin ich mir gerade nicht sicher) und dazu die Möglichkeit, Zugtickets im Internet zu kaufen, um die chaotischen Warteschlangen an den Ticketschaltern zu verbessern, was wohl auch geklappt hat.
Am Abend des 24.1. werde ich mich in das Getümmel stürzen und nach Yueyang (Provinz Hunan, Zentralchina) fahren, um einen Freund zu besuchen. Dann ins relativ nahe gelegene Wuhan (Hubei). Und dann evtl. noch ein paar Tage woandershin in den Süden. Am 10.2. wird dann das Frühlingssemester wieder beginnen.
Gestern war ich außerdem mit einer anderen aus dem China Studies-Programm bei einem Meeting mit dem Präsidenten der Zhejiang-Universität Yang Wei. Dort waren etwa 25 Studenten, die überproportional oft aus entlegenen Gebieten kamen, wie Xinjiang und Gansu. (Viele tibetische Studenten bleiben wohl auch hier, da es nach Tibet von hier aus einfach sehr weit ist) Bei dem Meeting haben wir uns vorgestellt und man konnte Probleme in der Universität ansprechen. Wir haben nicht viel verstanden, da es auf Chinesisch war. Chinesischen Minderheiten wie Uiguren etc. soll geholfen werden, einen Job zu finden, da sie offenbar öfters diskriminiert werden. Dann gab es irgendein Problem mit Fahrrädern. Und evtl. wird hier demnächst mehr in Englisch übersetzt, wie die Bibliothekswebsite und Uni-Shuttlebus-Fahrpläne. Dann wünschte er uns ein gutes neues Jahr und wir haben Essen bekommen. Und fotografiert wurden wir auch öfters, aber das sind wir ja schon eh gewohnt.
Noch ein paar Anmerkungen zum Hukou-System (es trifft sich gut, da ich gerade vorgestern endlich eine Arbeit darüber fertiggestellt habe; Berichtigungen immer gerne gesehen): Das Hukou-System ist das Haushalts-Registrierungssystem der Volksrepublik China. Es wurde 1958 eingeführt. Zwei grundsätzliche Informationen sind Teil eines individuellen Hukous: man hat einen landwirtschaftlichen oder einen nicht-landwirtschaftlichen (also städtischen) Hukou, und den Wohnort. Daraus ergibt sich, welche sozialen Leistungen man bekommt und wo man sie bekommt. Es gibt z.B. auch Leute mit landwirtschaftlichem Hukou in Städten, normalerweise eher in den Randbezirken.
Grundsätzlich bekommen Leute mit städtischem Hukou mehr soziale Leistungen als Leute mit nicht-städtischem Hukou (z.B. bessere Schulen, bessere Grundversorgung, soziale Wohnungen …; allerdings haben Leute vom Land auch ein paar spezielle Rechte wie, dass sie ein zweites Kind haben können, wenn ihr erstes Kind eine Tochter war). Darum sind solche städtische Hukous sehr begehrt. Ursprünglich entschied die Zentralregierung über solche Hukou-Transfers. Sie geschahen bis zum Anfang der Reform-Ära 1978 nur in Ausnahmefällen wie wenn man sein Land abgeben musste oder wenn man besondere Leistungen für das Land erbracht hat, z.B. Darum blieb die Urbanisierungsrate Chinas in dieser Zeit ziemlich konstant (sehr anomal im weltweiten Vergleich) bei 18%. Seit der Reformära wurde die Druchsetzung des Hukou-Systems weniger strikt in dem Sinn, dass man nun auch (wenngleich eher in einer legalen Grauzone) an anderen Orten leben kann als dem, der in einem Hukou angegeben ist (auch, weil die sich industrialisierenden Küsten-Provinzen, die besonders von ausländischen Investitionen profitiert haben, mehr Arbeitskräfte brauchen).
Die Urbanisierungsrate steigt seitdem, besonders stark nochmal seit 1995. 2011 lebten erstmals mehr als 50% der Chinesen in Städten. Mehr Informationen in diesem Spiegel-Artikel:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,809972,00.html
Von diesen 50% haben aber wohl nur etwa zwei Drittel wirklich einen nicht-landwirtschaftlichen Hukou. Weltweit lebten übrigens 2008 erstmals 50% der Menschheit in Städten (wobei solche Stadt-Definitionen sicher schwierig und umstritten sind).
Es gibt den Trend der Dezentralisierung der Entscheidung über Hukou-Transfers. Städte können zunehmend entscheiden, wen sie aufnehmen wollen und wen nicht. Für Geld (also Investitionen in die Stadt) kann man sich solche Hukous kaufen. Absolventen von guten Universitäten haben es auch einfach, z.B. Für die normale Landbevölkerung bleibt so ein Transfer aber sehr schwer.
Es gibt lokale Reformen, das Hukou-System betreffend. Damit könnte mehr soziale Gerechtigkeit erreicht werden. Ein Negativ-Beispiel ist allerdings Zhengzhou (Henan). Hier wurden die Eintrittsbedingungen 2001 und 2003 erleichtert. Allerdings wurden Befürchtungen wahr und soziale Ausgaben schossen so sehr in die Höhe (neben anscheinend einem Anstieg der Kriminalität), sodass die Erleichterungen 2004 wieder zurückgenommen wurden.
In Chongqing etwa gibt es auch eine Reform seit Juli 2010. Hier kann man nach ein paar Jahren Arbeitserfahrung oder hohen Steuerabgaben einen städtischen Hukou bekommen. Das relativ nahe Chengdu (Sichuan) hat eine ähnliche Reform am Laufen.
Es gibt viele Reformen. Es bleibt abzuwarten, wie relevant diese für die normale Landbevölkerung sein werden.
confucius87 am 21. Januar 12
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Xiamen
confucius87 am 11. Januar 12
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Konfuzius-Clan
Noch ein paar Informationen zum Konfuzius-Clan. Ich habe mal etwas recherchiert und Folgendes herausgefunden:
Konfuzius (Kong Zi) lebte 551-479 v.Chr. Er wurde in Qufu (Provinz Shandong) geboren und starb auch dort. Seit etwa der Han-Dynastie (die etwa um 200 v.Chr. begann) war der Konfuzianismus sehr einflussreich – und dementsprechend auch seine Familie, insbesondere seine direkten Nachfahren. Seine Familie hat heute den längsten Stammbaum der Welt. Von Konfuzius selbst ist übrigens nichts Schriftliches direkt überliefert, so wie beim griechischen Sokrates.
Sein 48. Nachfahre Kong Duanyou floh 1128 von Qufu (Shandong) nach Quzhou (Zhejiang), denn 1127 nahm die Jin-Dynastie (vom Volk der Jurchen) die Hauptstadt der nördlichen Song-Dynastie Kaifeng ein, woraufhin sich die Songs nach Hangzhou zurückzogen und damit die Südliche Song-Dynastie begründeten. Die Jurchen waren übrigens das erste fremde Volk, das ursprüngliche Gebiete Chinas eroberte. Sie ebneten damit den Weg für die spätere Mongolenherrschaft. Und wie sich die Song-Dynastie nach Süden zurückzog, so zog sich auch der maßgebliche Teil der Konfuzius-Familie in ihr südliches Domizil Quzhou zurück. Der jüngere Bruder von Kong Duanyou namens Kong Duancao wurde in Qufu von den Jin als dortiges Familienoberhaupt geduldet. Damit spaltete sich der Konfuzius-Clan in einen Nördlichen und in einen Südlichen Teil.
Nachdem 1279 die Südliche Song-Dynastie endgültig ausgelöscht wurde, bot 1282 der mongolische Yuan-Kaiser Shizu (besser bekannt als Kubilai Khan) dem damaligen 53. Südlichen Nachfahren Kong Zhu an, im Dienst der Yuan-Dynastie nach Qufu zurückzukehren. Kong Zhu lehnte aber ab mit der Begründung, dass seine direkten Vorfahren nun in Quzhou begraben lägen und er ihre Gräber nicht verlassen könne – evtl. wollte er auch nach dem Sturz der Song loyal zu seinen alten Herren sein und nicht für eine weitere Legitimation der Yuan-Herrschaft sorgen. Bald nach dieser Ablehnung wurde der Stammbaum des Südlichen Konfuzius-Clans etwas unklar. Klarer wird er aber wieder ab etwa 1500. Der Nördliche Konfuzius-Clan war nun wieder dominant.
1937 boten die Japaner bei ihrer Invasion Chinas dem 77. (nördlichen) Nachfahren Kong Decheng (1920-2008) an, ein Marionettenkaiser unter der Führung Japans in China zu werden – ähnlich wie sie den letzten Qing-Nachfahren Pu Yi als Marionettenkaiser in der Mandschurei eingesetzt hatten. Dieser damals erst 17-Jährige lehnte aber entrüstet ab und floh mit der Guomindang (von Qufu aus) nach Chongqing in Westchina. Später floh er dann mit der Guomindang vor den Kommunisten 1947 nach Taiwan. Seit dessen Tod ist für Taiwan nun der 79. Nachfahre Kong Chuichang (auch: Kung Tsui-chang, geb. 1975) zuständig.
Leiter des Südlichen Konfuzius-Clans ist der 75. Nachfahre Kong Xiangkai (geb. 1938) – diesen habe ich in Quzhou gesehen, wenn ich mich nicht täusche. Er organisiert jedes Jahr am 28. September im Auftrag der lokalen Regierung eine Opferzeremonie.
Welche Konfuzius-Nachfahren heute in Qufu selbst sind, ist mir noch etwas unklar. Es gibt sie bestimmt, aber welche, und wie wichtig sind sie? Ich habe nur erfahren, dass dort Yan Binggang aus der 79. Generation des Yan-Clans aktiv ist. Dieser leitet sich von Yan Hui ab, dem Lieblingsschüler von Konfuzius. Dieser starb vor Konfuzius selbst, was Konfuzius sehr traurig gemacht haben soll. Yan Binggang leitet derzeit den Wiederaufbau des Yan-Palastes in Qufu.
Über Berichtigungen und Hinweise bin ich immer dankbar ;-)
confucius87 am 27. Dezember 11
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Weihnachten
Tut mir Leid, dass ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe.
Nachträglich: 圣诞快乐! (shèngdàn kuàilè = Frohe Weihnachten)
Inzwischen haben wir in unserem Ausländer-Hochhaus auch Weihnachten gefeiert, mit Chinesen. Vor einigen Supermärkten und in Cafés standen auch Weihnachtsbäume, in Restaurants tragen Kellner Weihnachtsmützen, an Weihnachten selbst auch ein paar Leute in der Innenstadt. KTVs (Karaoke), Kinos, Bars und Einkaufszentren sollen an dem Abend auch besonders voll gewesen sein. Ich war aber in meiner WG, wo wir mit etwa 20 Leuten gegessen haben.
Am 17.12. gab es außerdem ein deutsch-chinesisches Weihnachtsfest. Chinesische Deutsch-Studenten haben z.B. Schneewittchen aufgeführt, „Ich liebe dich immer noch so sehr“ gesungen, getanzt, und wir Deutschen haben auch gesungen, ein Spiel gemacht, etc.
Hier noch ein Lipdup der Zhejiang University zu einem Lied von Lady Gaga:
http://v.youku.com/v_show/id_XMzM1MjEwOTc2.html Bis 4:20 ist es der Yuquan-Campus, danach mein Zijingang-Campus. Mein Campus wurde übrigens 2006 eröffnet. Der Häuserkomplex, in dem ich wohne, steht, wie ich erfahren habe, anscheinend erst seit ca. 2 Jahren. Hier gibt es wie gesagt einige Baustellen und diesem Thema entsprechend hier auch ein Baustellenbild gleich nördlich des Campus:
Ein paar nette Polizisten …
Müll bei mir in der Nähe: (nur mal als Kontrastprogramm zu den Tempelbildern)
Hier ist es außerdem so kalt, sodass wir oft mit Jacken in den Vorlesungen sitzen. Es gibt zwar wärmende Klimaanlagen, die sind aber manchmal nicht so effektiv bzw. aus/kaputt. Ich beschwere mich aber nicht, warum nicht! Das Wetter fühlt sich hier besonders kalt wegen der relativ hohen Luftfeuchtigkeit an. Das soll aber auch keine Beschwerde sein, nur eine Feststellung ;-)
Inzwischen war ich auch nochmal im Campus-Theater, hier gibt es abends öfters irgendwelche Veranstaltungen. An diesem Abend gab es eine Taiji-Vorführung von einem Freund von mir, irgendwelche Leute in Militäruniformen, die sich abgeschossen haben (also nicht wirklich), Komiker, Tänzerinnen und dazwischen öfters immer wieder „Game Time“, wo Leute aus dem Publikum (also Studenten) vorne irgendwelche Spiele gespielt haben – zum Glück ich nicht.
Noch 2x Blick vom 20. Stock und Westsee:
Außerdem werd ich meine Masterarbeit (die des separaten Studiengangs hier, nicht von Physik) über Windenergie in China schreiben.
confucius87 am 27. Dezember 11
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Taizhou, Hangzhou, Berge, Street Dance
Das Wintersemester hat begonnen (es gibt hier wie gesagt 4 „Semester“ pro Jahr), nun besuch ich neben Chinesischkurs und Interkultureller Kommunikation noch „Chinesische Medien“, „Nation, Ethnizität und Nationalismus in China“ und „Public Policy & Social Security“.
Es gab in der Zwischenzeit eine Exkursion nach Taizhou im Osten von Zhejiang (ja, noch ein –zhou). Das ist auch eine relativ florierende Küstenstadt. Dort haben wir uns eine Beratungsfirma und zwei Fabriken angesehen (für Nähmaschinen und Flugzeugteile). Leider hab ich von dem Ausflug nicht so viel lernen können, allerdings scheinen zumindest von einer Fabrik die meisten Arbeiter aus anderen Provinzen zu kommen. Andere Provinzen heißt ärmere Provinzen, denn von Zhejiang aus gesehen ist fast ganz China ärmer. Sie arbeiten 7 Tage die Woche 8-12 Stunden und schicken Geld zu ihren Familien … Und sie haben 3-4 Wochen Ferien pro Jahr, wenn ich das alles richtig verstanden habe.
Danach haben wir uns noch einen Tempel angesehen (auch mal was Neues), diesmal den Guoqing-Tempel. Er wurde im 6. Jahrhundert n.Chr. gebaut und war die Heimat des Tiantai-Buddhismus. Diese Schule wird oft als diejenige chinesische buddhistische Schule angesehen, die sich als erste wirklich von der originalen indischen Lehre emanzipiert hatte (andere Beispiele sind Chan- (japanisch: Zen) und Reines-Land-Buddhismus). Der Tiantai-Buddhismus verbreitete sich später teils auch in Japan (Tendai) und Korea (Cheontae).
Noch ein paar Impressionen aus dem weltlicheren Hangzhou abseits des Westsees (der Bilderterror ist hiermit endgültig eröffnet):
Und von einer schönen, von Studenten organisierten und anstrengenden 8-Stunden-Wanderung durch die Teeberge (westlich des Westsees), die 2x pro Jahr stattfindet und wo etwa 1000 Studenten mitliefen:
Und weil es so schön war, noch ein paar Hangzhou-phile Sprüche, die ich aber auch nur aus Wikipedia hab:
„Oben der Himmel, unten Suzhou und Hangzhou.“
„Geboren werden in Suzhou, leben in Hangzhou, essen in Guangzhou, sterben in Liuzhou.“ (Suzhou war bekannt für seine schönen und hochzivilisierten Menschen, Hangzhou für seine Schönheit und seine guten Lebensbedingungen, Guangzhou für das Essen, Liuzhou für seine Gräber)
Heute war ich noch in einem (kostenlosen) Street Dance Contest im Theater von meinem Campus. Wenn ich es richtig verstanden hab, war es die Zhejiang-Entscheidung eines China-weiten Wettbewerbs. Es waren Studenten von verschiedenen Unis, und die Musik war mit einer Ausnahme (die aber nur ein Pausenfüller war, es war chinesischer Hip Hop) westlich. Die Tänze waren so ungefähr so:
http://v.youku.com/v_show/id_XMjA5MjYzODI0.html
http://v.youku.com/v_show/id_XMzIzMzM3NTYw.html
Hip Hop etc. sind also auch hier angekommen!
Wer noch etwas mehr über das Liebesleben der Chinesen wissen will, ein guter Artikel aus dem Spiegel:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,797396,00.html
confucius87 am 03. Dezember 11
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Quzhou
Dieses WE haben wir wieder mal eine Exkursion gemacht, diesmal nach Quzhou in West-Zhejiang.
Es wird wieder einige Bilder von antiken Gebäuden geben, darum möchte ich nochmal anmerken, dass antike Gebäude die Ausnahme sind. Diese fotografiere ich nur überdurchschnittlich oft. (ich mache übrigens auch überdurchschnittlich oft Bilder von meinen Exkursionen und weniger oft davon, wie ich studiere ;-) ) In Hangzhou gibt es meiner Erfahrung nach etwa einige antike Bauten um den Westsee herum, hauptsächlich besteht die Stadt aber aus gesichtslosen, gleichförmigen, grauen Hochhäusern – und vielen Baustellen, wo noch mehr solche Hochhäuser gebaut werden. Das Stadtbild Hangzhous und auch ganz Chinas hat sich in den letzten paar Jahrzehnten stark geändert. Ein Professor meinte, dass die heutigen Straßenverläufe Hangzhous mit denen der alten Zeit kaum noch etwas gemeinsam haben. Das klingt nun etwas negativ, aber ich mag es auch, in einer Betonwüste zu leben!
Für eine Vorlesung sollten wir auch eine Studie lesen, die sich mit der Frage beschäftigt, warum China so eine reichhaltige Geschichte und genaue Aufzeichnungen der Vergangenheit besitzt, warum aber gleichzeitig ziemlich wenige wirklich alte Gebäude in China stehen. Der typische Lebenslauf eines alten Gebäudes besteht hier darin, dass es vielleicht vor 1500 Jahren aufgebaut wurde, über die Jahrhunderte etwa 5x zerstört und wieder (mit aktuelleren Formen) aufgebaut wurde, das letzte Mal vor vielleicht 10-20 Jahren im Stil der Qing-Dynastie. Das liegt auch daran, dass die Chinesen ihre Gebäude sehr oft aus Holz gebaut haben und nicht dauerhafte Gebäude wie das Kolosseum in Rom oder die Hagia Sophia in Istanbul – vielleicht hatten sie die Hoffnung auf die Beständigkeit der Gebäude nach ihrer Erfahrung auch irgendwann aufgegeben? Die Studie meinte jedenfalls, dass die Chinesen die Ewigkeit eher durch schriftliche Kultur (Kalligraphie gilt als die höchste aller Künste) und damit durch die über die Jahrhunderte hinweg tradierte Bildung des Einzelnen als durch Bauwerke erreichen wollen. Alles ziemlich abstrakt!
Nun zurück zu Quzhou. Die Exkursion wurde wieder vom Zhejiang-TV organisiert. Wir sahen etwa eine Grotte, die vor etwa 2500 Jahren errichtet wurde, von der niemand so richtig weiß, für was sie da war und auch nicht, wie sie gebaut werden konnte; eine nachgebaute alte Stadt; und den Tempel des Südlichen Konfuziusclans. Konfuzius lebte ursprünglich vor 2500 Jahren in Qufu im nordöstlichen Shandong. Vor etwa 1000 Jahren in der Song-Zeit spaltete sich die Familie aufgrund von Eindringlingen aus dem Norden auf und der angeblich wichtigere Teil wanderte nach Quzhou (ich hab das alles nicht so genau nachgeprüft). Dort leben heute noch immer Nachfahren und einen Abkömmling der 75. Generation durfte ich sehen (fragt mich jetzt aber nicht, wie direkt er ein Nachfahr war).
Wir waren noch beim Lanke-Berg, wo wir den Sonnenuntergang beobachteten, wir übernachteten in einem 5-Sterne-Hotel. Beim Abendessen saß ich mit am Tisch der „Leaders“, wo ziemlich Rotwein gebechert wurde. Der Übersetzer, der zufällig mal aus England kam, meinte „the more you drink, the more you respect the leaders“. In China wird bei Geschäftsessen o.ä. manchmal ziemlich viel getrunken. (auch gerne chinesischer 50-60%-Vodka) Es ist freundlich, dem andern ein Toast auszugeben, wenn er mit einem angestoßen hat, und den anderen mehr einzuschenken. Eine Tutorin von uns meinte, es wäre auch okay, den Rotwein (unauffällig) auf den Boden zu schütten, wenn man nicht mehr trinken will.
Am nächsten Tag waren wir bei noch einem Berg und einem, wie es aussieht, doch relativ erhaltenen alten Dorf (Bilder auch s.o.).
Wir wurden ziemlich wie die Könige behandelt, das Zhejiang-TV hat sich den Ausflug offenbar einiges kosten lassen. Unser Part ist es dabei, im Rahmen eines Wettbewerbs Fotos zu machen und sie dem Fernsehen zuzuschicken. Außerdem werden Zeitungsartikel und Fernsehbeiträge dazu verfasst; Quzhou soll bekannter werden. Und bestimmt soll es auch durch die Bilder mit uns internationaler wirken …..
confucius87 am 14. November 11
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Dies und das
Ja, ich lebe immer noch. Das Studium läuft vor sich hin, gerade ist die Prüfungswoche des Herbstsemesters, in dem ich faktisch aber nur eine Chinesischprüfung übermorgen habe (und einige Zusatzveranstaltungen wie Bibliothekseinweisungen). Dann kommt gleich das Wintersemester. Hier gibt es wie gesagt 4 „Semester“ pro Jahr.
Vorletztes WE war ich mit andern bei einem Internationalen Musikfestival mit internationalen und chinesischen Bands (Infos z.B. bei
http://www.morehangzhou.com/venue/family/parks/events-2267.html ). Die chinesischen Jugendlichen/Studenten haben praktisch nichts Alkoholisches getrunken, es war aber trotzdem Stimmung da.
Außerdem möchte ich nochmal hervorheben, dass (gleichaltrige) Chinesen nach meiner Erfahrung öfters Ausländer zum Essen einladen, was man in Deutschland so nicht beobachten kann. Ich kann nun leider nicht beurteilen, ob (westliche) Ausländer eher zum Essen eingeladen werden als andere Chinesen, ich glaube aber schon. Sie sind ja Gäste hier und Gäste sollte man gut behandeln, so denken einige.
Dieses WE nahm ich mit einem andern an einem 13 km-Lauf in Hangzhou um den Westsee teil. Er war ähnlich wie Läufe, die ich aus Deutschland kenne, außer, dass es zusätzlich nichts Kostenloses zu essen gab, dass viele 6 km-Läufer den Lauf eher als Spaziergang aufgefasst haben, sodass man die letzten Meter vor dem Ziel gar nicht mehr richtig laufen konnte, und dass ich nach dem Lauf mit meinem Laufpartner mindestens 70x von anderen fotografiert wurde, als wir auf einen anderen Freund gewartet haben. Davor wurde ich in meiner gesamten Zeit hier nur 2-3x fotografiert ……. Wir werden innerhalb der nächsten Monate wahrscheinlich auch noch an anderen Läufen teilnehmen, mal abwarten.
Insgesamt bin ich froh, dass ich hier nicht nur ein halbes Jahr bin, sondern ein ganzes, mir gefällt es hier sehr.
confucius87 am 08. November 11
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Gelbe Berge
Am Wochenende war ich mit andern am Huang Shan (Gelbe Berge), der hier auch in der „Nähe“ ist. Er ist dreieinhalb Stunden Busfahrt durch hügelige Gegend nach Westen in die Nachbarprovinz Anhui (Friedliches Abzeichen) entfernt. Das Gebirge ist seit dem 8. Jh. unter diesem Namen bekannt, angeblich in Anlehnung an den Gelben Kaiser. Es hat steil aufragende Felsen und seltsame Formen, wurde über die Jahrhunderte oft gemalt und war auch die Inspiration für die teils schwebenden Berge im Film Avatar, wo sich die Hauptfigur einen Drachenvogel fängt – denn hier gibt es öfters Wolkenmeere, aus denen einzelne Gipfel des Gebirges herausragen, welches ich aber leider nicht gesehen habe.
Wie anscheinend öfters bei chinesischen Bergen gibt es hier viele, viele Stufen. Hier liefen auch Lastenträger herum und man konnte sich auf einem tragbaren Stuhl herumtragen lassen (was ich aber nur einmal gesehen habe). Die Touristen waren in der überwältigenden Mehrzahl Chinesen.
Wir waren nicht die einzigen Dummen, die ohne Bettenreservierung nach oben gegangen sind. Wir sind aber in Stockbetten auf einem Hotelgang untergekommen. Es wurden noch viele zusätzliche Betten im Hotel aufgestellt, auch in der Lobby, und vom Hotel gestellte Zelte vor den Hotels. Am Wochenende ist eben mehr los …
Am nächsten Morgen beobachteten wir den Sonnenaufgang und liefen etwas herum.
Wieder zurück in der Zivilisation …

confucius87 am 26. Oktober 11
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Chinesische Geschichte I
Heute hab ich einen Geschichts-Anschlag auf euch vor, denn am Montag schrieb ich einen Geschichts-Test. Ich weiß nicht, ob es wen von euch interessiert, aber wenn ich mich schon damit beschäftigt habe, dann will ich hier mal einen groben (!) Überblick über die chinesische Geschichte von den Anfängen bis zum 1. Opiumkrieg (1839-1842) geben, von dem ab die gewaltsame Öffnung Chinas für den Handel durch die sich industrialisierenden Länder des Westens (und Russlands, Japans) begann, die später in eine Semi-Kolonisierung münden sollte. Davor verlief die Geschichte Ostasiens mit China als kulturellem Mittelpunkt weitestgehend eigenständig, da geographisch durch Meere, Gebirge und Wüsten von anderen zivilisierten Gebieten abgeschnitten. Bekanntlich war die chinesische davor zeitweise die technologisch etc. fortgeschrittenste Zivilisation auf der Erde.
Am Anfang hatte die chinesische Zivilisation ihren Schwerpunkt in Nordchina entlang des Gelben Flusses. Dieses Gebiet ist eher eben im Gegensatz zu Südchina um den Jangtse (Changjiang = Langer Fluss) und südlich davon. In Nordchina werden vor allem Nudeln gegessen, in Südchina vor allem Reis.
Die Bronzezeit wird auf 2200-500 v.Chr. angesetzt, die Eisenzeit begann um 600-500 v.Chr. Es gibt ein paar mythische Kaiser und Dynastien, dann die archäologisch halbwegs nachweisbaren Xia- (2200-1750), Shang- (1750-1040) und Zhou-Dynastien (1100-256 v.Chr.).
In der Zhou-Dynastie wird es erst richtig interessant. Schon bald hatten die Zhou-Herrscher keinen Einfluss mehr auf abgelegene Gebiete, und so gab es innerhalb des Reichs bis zu 170 Staaten. Später gab es „Konzentrationsprozesse“ / Eroberungen, bis in der Zeit der Streitenden Reiche (475-221 v.Chr.) 7 maßgebliche Staaten übrig blieben. Etwa um diese Zeit gab es die „Hundert Schulen“: Es wurde angenommen, dass man sich in einer schweren Zeit befinde, und das frühe Zhou-Herrschertum wurde idealisiert. Auswege aus dieser Krise wurden gesucht. In dieser Zeit lebten etwa Konfuzius (551-479) und Laotse (vielleicht 6. Jh.), die Begründer des Konfuzianismus und des Daoismus. Erstere Philosophie konzentrierte sich auf ein ausgeprägtes Autoritätsdenken und die Notwendigkeit moralischen Handelns in der Gesellschaft, letztere war mystisch, autoritätsfeindlich und sah ihr Vorbild in der Natur. Außerdem gab es etwa den Legalismus, der alle unter dem König einem einheitlichen Gesetz unterwerfen wollte (und damit anti-aristokratische bzw. meritokratische Elemente enthielt) und auf strenge Regeln pochte, die der (militärischen) Stärkung des Reichs dienten, und den auch eher mystischen Mohismus und die Yin-Yang-Schule. Etwa in dieser Zeit gab es weltweit betrachtet auch den indischen Siddhartha Gautama (Buddha) und die griechischen Philosophen wie Platon usw.
Die Qin-Dynastie aus dem Westen Nordchinas sollte alle anderen Reiche unterwerfen und China zum ersten Mal in der Geschichte 221 v.Chr. einen (das eroberte Gebiet war größer als das der früheren Dynastien). Von Qin kommt auch unser Name China. Der Qin-Erfolg war auf legalistische Reformen zurückzuführen, und der erste Kaiser nannte sich Qin Shi Huangdi. Er war für seine Brutalität bekannt, er vereinheitlichte das Schriftsystem, Maße etc., ließ viele Bücher verbrennen, Gelehrte töten, er ließ die von einzelnen vorherigen Reichen zur Abwehr der Nomaden aus dem Norden errichten Mauerstücke zur Großen Mauer vereinen, und sein Grab wird von der Terrakotta-Armee in der Nähe des zentralchinesischen Xi’an bewacht. Xi’an war überhaupt oft die Hauptstadt Chinas, so etwa in der wichtigen westlichen Han- und in der Tang-Dynastie – in der letzteren war sie zeitweise evtl. die größte der Welt. Qin Shi Huangdi wird aufgrund seiner Brutalität meistens verachtet. Aufgrund dessen gab es auch bald Aufstände, und so riss bald die Han-Dynastie die Macht an sich (206 v.Chr. – 220 n.Chr.). Von Han leiten sich die Han-Nationalität (92% der Bevölkerung Chinas sind heute sog. Han-Chinesen), Hanyu (chinesische Sprache) und Hanzi (chinesische Schriftzeichen) ab. Diese Zeit relativer Stabilität wird im Rückblick als eine der größten Zeiten Chinas gesehen. Der Konfuzianismus wurde Staatsphilosophie. Allerdings wird dem China der ganzen Kaiserzeit vorgeworfen, dass der machtbewusste Legalismus die eigentliche Philosophie der Herrscher war und der sozialere Konfuzianismus nur die äußere Hülle darstellte. Weltweit gab es nur im Römischen Reich einen vergleichbaren Staat. Um 2 n.Chr. hatte das Reich etwa 60 Millionen Einwohner. Im 1. Jh. n.Chr. wurde das Papier erfunden.
Schließlich kam es mal wieder zur Auflösung der Reichseinheit. Nomaden aus dem Norden fielen ein, es gab Bauernaufstände und Naturkatastrophen. Solche Kombinationen werden als typisch für die Zeit des Untergangs einer Dynastie angesehen. Eine Zeit der Drei Reiche schloss sich an und China wurde für kurze Zeit unter der Westlichen Jin-Dynastie wieder geeint. Die Zeit der 6 Dynastien und 16 Königreiche schloss sich an. (ja, es gab viele Reiche, doch wie viele gab es im geographisch vergleichbaren Europa?) Während dieser Zeit gab es signifikante Wanderungsbewegungen von Han-Chinesen in den Süden Chinas (also an den Jangtse u.a.) und wiederum ein Einsickern der nördlichen Nomaden nach Nord-China, was insbesondere das Jangtse-Delta kulturell etc. aufwertete. In dieser Zeit der Wirren verbreitete sich auch der Buddhismus, der über die Seidenstraße, die schon das Römische Reich und Han-China miteinander verband, von Indien aus nach China erstmals im 1. Jh. n.Chr. gelangte. Während der Übertragung und der Zeit in China wurde der dortige Buddhismus verändert und den chinesischen Bedürfnissen angepasst. Die Blütezeit des Buddhismus in China kann auf das 5.-9. Jh. angesetzt werden.
Die Sui-Dynastie (581-618) einte China erneut. Nun wurde nach ersten früheren Ansätzen endgültig ein zentrales Beamtenprüfungssystem aufgebaut, das theoretisch jedem Chinesen die Möglichkeit auf hohe staatliche Beamtenposten einräumte – praktisch aber mit den besseren Mitteln und Beziehungen reicher Familien zu kämpfen hatte. Außerdem wurde der Große Kanal (Kaiserkanal) fertiggestellt, der damals von Hangzhou im Süden über Luoyang (auch eine wichtige Stadt im alten China) in die Nähe von Beijing im Norden lief. Ähnlich wie die Qin- überlebte auch die Sui-Dynastie nicht lange, sie wurde durch die langlebigere Tang-Dynastie (618-907) ersetzt. Auch sie wird neben der Han-Dynastie als eine der größten Zeiten angesehen. Anfangs war der Buddhismus so etwas ähnliches wie eine Staatsphilosophie. Da aber die buddhistischen Tempel immer größere Ländereien besaßen, die der kaiserlichen Steuer entzogen waren, wurde in der späten Tang-Zeit der Buddhismus zurückgedrängt; an seine Stelle trat wieder der Konfuzianismus. Um 650 gab es nur 50 Millionen Menschen in China, weniger als in der Mitte der Han-Dynastie.
Die letzten 50 Tang-Jahre waren ziemlich anarchisch und traumatisch. Im Nordwesten errichteten schließlich die tibetischen Tanguten ein Reich, im Nordosten die mongolisch-mandschurischen Kitan. Ein Überrest eines von Han-Chinesen beherrschten Chinas konnte sich mit der Song-Dynastie (960-1279) in Südchina halten. 1126-1276 war Hangzhou dessen Hauptstadt und zeitweise mit etwa 1,1 Millionen Menschen (500.000 innerhalb der Stadtmauer) die größte Stadt der Welt. Die Gesellschaft der Song-Dynastie war weltweit die erste mit gedruckten Büchern, außerdem wurde das Schießpulver erfunden. Erstmals spielte der Außenhandel über den Seeweg mit Indien o.ä. eine ansehnliche Rolle. Außerdem wurde in dieser Zeit der Neo-Konfuzianismus entwickelt, der auch buddhistische und daoistische Elemente enthielt, eine Menge sozialer Regeln enthielt und sich bis zum 20. Jahrhundert halten sollte. Jedoch war die Song-Gesellschaft stets der Gefahr des Angriffs von nördlichen Nomaden ausgesetzt. Weshalb einfache Nomaden die damals am weitest entwickelte Gesellschaft der Welt erobern konnten, ist eine interessante Frage. Dass die konfuzianischen Gelehrten den Platz der Soldaten in der Gesellschaft selbst unter den verachteten Händlern sahen, spielte sicher eine Rolle. Zudem waren die Nomaden im Gegensatz zu chinesischen Bauern im Umgang mit dem Pferd und mit der Jagd vertraut, was sie zu potentiellen Kriegern machte.
Bald war es nämlich so weit, als die Mongolen unter Dschingis Khan und seinen Erben China und große Teile Eurasiens eroberten. 1276 wurde Hangzhou erobert, 1279 die Song-Dynastie endgültig ausgelöscht. 1258 eroberten sie Bagdad und versetzten dem abbasidischen Kalifat damit den Gnadenstoß. 1241/42 wären die Mongolen wohl auch in Deutschland eingefallen – sie standen bereits in Polen, Ungarn und an der Adria –, wenn nicht gerade der damalige Großkhan gestorben wäre und eine große Versammlung zur Wahl eines neuen ausgerufen worden wäre. Das mongolische Weltreich sollte sich bald vierteilen; ein Teil davon war die Yuan-Dynastie in China (1279-1368). Die Provinzeneinteilung Chinas durch die Mongolen wirkt bis heute fort. Gab es in China Ende des 12. Jh. etwa 120 Millionen Menschen, so sahen die folgenden Jahrzehnte signifikante Bevölkerungsrückgänge. Es folgte die Ming-Dynastie (1368-1644), unter deren Herrschaft es erst 80 und am Ende 160 Millionen Chinesen geben sollte. In der frühen Ming-Zeit erhielt die Große Mauer ihre heutige Form. 1405-1433 gab es die berühmten Schiff-Expeditionen des Eunuchen-Admirals Zheng He, der bis nach Ostafrika und nach Mekka reiste. Seine Schiffe waren technologisch viel weiter entwickelt als diejenigen von Kolumbus 1492 und seine Flotte war stärker als die der Spanischen Armada 1588. Im Prinzip waren seine Reisen mehr oder weniger dazu da, um die Überlegenheit Chinas zu dokumentieren und unter dem Deckmantel von Tributzahlungen unterlegener Länder und im Gegenzug dem Ausgeben von üppigen Geschenken an diese (China Tribut zu schulden konnte sich durchaus lohnen) Außenhandel zu treiben. Aufgrund von internen Hofstreitigkeiten wurde die Schifffahrt aber bald stark beschränkt; China fiel in dieser Hinsicht (und wohl auch in anderen) technologisch zurück.
Die mandschurische Qing-Dynastie (1644-1911; nicht zu verwechseln mit der Qin-Dynastie, die China erstmals einte) versetzte China nach der mongolischen unter die zweite große Fremdherrschaft. China war recht stark im 18. Jahrhundert, als es einen gewissen Kolonialismus betrieb und Teile der Mongolei, Ostturkestan (Xinjiang), Tibet und Taiwan eroberte. Im Vergleich zu dem Kolonialismus, den um die gleiche Zeit die europäischen Staaten betrieben, war das aber von wenig Bedeutung. Der Stern der Qing-Dynastie sank allmählich, und bald sollte der 1. Opiumkrieg folgen, bei dem ich ja aufhören wollte.
Im Rückblick werden die Han- und die Tang-Zeit als die größten Zeiten Chinas angesehen; außerdem gab es noch Glanzzeiten in der frühen Ming- und in der mittleren Qing-Zeit. Wenn mir jemand in etwas widerspricht, dann freue ich mich auf die Diskussionen ;-)
confucius87 am 21. Oktober 11
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Goldene Woche
Die letzte Woche hatten wir frei. Es war die sog. Goldene Woche anlässlich des Nationalfeiertags, da Mao Zedong am 1.10.1949 die Volksrepublik China ausrief. Im Jahr gibt es insgesamt zwei davon – die zweite ist immer Ende Januar/Anfang Februar anlässlich des chinesischen Neujahrsfests, dessen genauer Zeitpunkt von einem Mondkalender abhängt.
Erst nahm ich an einer Exkursion nach Haining (übersetzt: friedliches Meer) teil. Diese Stadt liegt zwischen Hangzhou (Barken-Gebiet) und Shanghai (auf dem Meer). Die Exkursion wurde vom chinesischen Fernsehen und vom Foreign Propaganda Office of Zhejiang Province organisiert. Das lief darauf hinaus, dass wir Gruppe von Ausländern (bzw. Nicht-Chinesen) andauernd fotografiert und gefilmt wurden, woraus Videobeiträge bzw. Zeitungsartikel fabriziert wurden/werden. Uns wurden die Highlights von Haining gezeigt, die Stadt sollte natürlich von ihrer besten Seite präsentiert werden. So besichtigten wir eine Rollschuh-Sporthalle, das frühere Haus eines chinesischen Dichters, zwei Wohngebiete (eines davon sehr gehoben), einen Ledermarkt (ein aus dem Boden gestampftes riesiges Kaufhaus), einen Tempel (eines Flussgottes) und die berühmte Gezeitenwelle des Qiantang-Flusses (Qiantang = Geld-Becken), die den Fluss aufwärts rollt. Zudem wurden wir dreimal zu größeren Essen eingeladen …
Die Provinz Zhejiang (Zhe-Fluss), deren Hauptstadt Hangzhou ist, ist übrigens nach dem Qiantang-Fluss benannt, dessen antiker Name Zhe-Fluss war. Die Gezeitenwelle wird auch Silberner Drache genannt; sie wird jeweils Anfang September bis zu 9 Meter hoch und ist die größte weltweit. Dieses Jahr gab es dabei ein Unglück. Die Welle durchbrach einen Damm und riss hunderte Menschen mit sich, wobei 20 verletzt wurden:
http://www.bild.de/news/ausland/naturereignis/chinas-gezeitenwelle-silberner-drache-reisst-schaulustige-mit-19705666.bild.html
Danach fuhr ich mit ein paar Kommilitonen kurz nach Shanghai, das ja gleich um die Ecke liegt (also in einem 200 km-Radius). Diese Stadt symbolisiert wie wohl keine andere das derzeitige Wirtschaftswachstum Chinas. Dennoch hier ein paar traditionelle Bilder von dessen „Altstadt“. Sie hat mir sehr gefallen, allerdings ist sie auch ziemlich unnatürlich. Aber nett für Touristen!
Schließlich fuhr ich noch ins relativ nahe Ningbo (friedliche Welle). Diese Stadt ist eine der 5 Städte, die neben Shanghai, Guangzhou (Breites Gebiet), Xiamen (Villen-Tor) und Fuzhou (Glückliches Gebiet) im Vertrag von Nanjing (Südliche Hauptstadt, vergleiche Beijing = Nördliche Hauptstadt) 1842 – dem ersten der sog. ungleichen Verträge zwischen China und westlichen Mächten – nach dem 1. Opiumkrieg zwischen China und Großbritannien gewaltsam für den Handel geöffnet wurde. Ningbos Bedeutung, wenngleich mit längerer Geschichte, sank aber mit dem Aufstieg des nahen Shanghais, das vor kurzem noch ein unbedeutendes Fischerdorf gewesen war.
Erst wollte ich nach Nanjing fahren, allerdings ist diese Stadt sicher zu interessant dafür, um dort nur ca. 2 Tage zu verbringen. In Ningbo dagegen gibt es nicht viel zu sehen. Es gab einen antiken herrschaftlichen Wohnsitz mit integriertem Theater und der eventuell ältesten Privat-Bibliothek Chinas, katholische Kirchen und ein Viertel aus europäischen Gebäuden, in dem viele Bars sind. Hier lernte ich aber etwa einen netten Shanghaier kennen, und so hatte sich die Reise insgesamt gelohnt!
Noch etwas aus der Region: um Ningbo und Shanghai besser miteinander zu verbinden, wurde über die die beiden Städte trennende Hangzhou-Bucht die 36 km lange Hangzhou-Bucht-Brücke gebaut, die 2008 eröffnet wurde. Na dann bis bald!
confucius87 am 09. Oktober 11
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